Wer vom Arsch versohlen träumt, denkt wahrscheinlich zunächst, das kann jeder. Aber auch beim sogenannten Spanking mit und ohne Schlagwerkzeuge gibt es einiges, was man wissen sollte.
Spanking – womit? Werkzeuge und Hilfsmittel
Die Werkzeuge, die man einsetzen kann, um sich und dem Partner das Vergnügen einer ausgiebigen Session mit Schlägen zu verschaffen, sind vielfältig. Zuschlagen kann man einmal schlicht mit der flachen Hand; es klatscht schön und ist auch sehr effektvoll. Allerdings trifft die Wucht des Schlages den Aktiven ebenso wie den Passiven. (Wobei die Doppelwirkung immerhin dazu führt, dass der Top den Effekt selbst sehr gut nachvollziehen kann und den Sub nicht so leicht überfordert …) Wer also nicht ständig mit unangenehm brennenden Handflächen herumlaufen möchte, sucht sich auf Dauer ein anderes Werkzeug. Eine Peitsche etwa. Eine Peitsche – als ob damit alles gesagt wäre! Viele denken dabei in erster Linie an das furchteinflößende Knallen der meterlangen Dinger, die im Zirkus immer so viel hermachen. Bullenpeitsche nennt man die. Es soll ein paar Menschen geben, die damit auch im Rahmen erotischer Spiele umgehen können, ohne ihre Subs zu blutigen Bündeln reduzieren. Ich gehöre nicht dazu. Und getreu des Prinzips, dass Menschen eben normalerweise keine Bullen sind, würde ich immer die Finger von einem solchen Teil lassen. Oder es allenfalls als nette Dekoration zur Abschreckung an die Wand hängen.
Die neunschwänzige Katze, das ist auch so ein Begriff, der in diesem Zusammenhang automatisch in den Sinn kommt. Ich dachte immer, Katzen kratzen eher, statt mit ihrem Schwanz zuzuschlagen. Wie auch immer – wer, bitte, sagt, dass eine Peitsche bloß neun Stränge haben darf? Und bevor wir uns mit diesen Artenfeinheiten beschäftigen, ein paar grundsätzliche Dinge. Peitschen, das bedeutet einen massiven, stabilen Griff, aus geflochtenem Leder, aus Holz, aus Metall (sehr hübsch anzusehen sind silberfarbene Griffe zu schwarzen Strängen …) An diesem Griff nun hängen verschiedene Stränge. Diese können aus weichem Wildleder sein; das sind die sogen. Streichelpeitschen. Ihre Wirkung – nun, wie der Name schon sagt … Eine (relativ) sanfte, fast ein Streicheln. Der echte Sadomaso rümpft darüber natürlich nur die Nase. Aber die Streichelpeitschen haben diverse Vorteile. Der Top kann sich damit so richtig austoben, und dennoch bleiben garantiert keine Striemen zurück. Zum Aufwärmen, zum Üben der Technik, als nette Abwechslung, oder aber gemeinerweise im Einsatz bei jemandem, der auf große Schmerzen steht (schließlich ist man Sadist ;-)) sind sie sehr reizvoll. Und: Man kann sie ohne Scheu auch im Intimbereich einsetzen, was für andere Schlagwerkzeuge nicht unbedingt gilt. Meistens sind die Stränge einer Peitsche allerdings aus glattem Leder. Wer höllisches Brennen und spitze Schreie mag, kann auch welche aus Gummi ausprobieren – die ziehen gewaltig. Und sind deshalb nichts für jemanden, der sich gerade erst im Stadium der Zielübungen befindet.
Das Leder kann als einfacher glatter Strang herunterhängen, geknotet sein, am Ende oder durchgehend, oder geflochten. Oder aber beides – geflochten und am Ende zusätzlich geknotet. Die perfekte Steigerung der Perfidie. Die kleinen Hindernisse erhöhen natürlich den Schmerz und den Reiz, sind aber auch nur mit entsprechender Vorsicht zu genießen. Wer auf Definitionen und korrekte Bezeichnungen steht – die Peitschen mit den glatten Strängen nennt Flogger, die anderen Cats. (Seit wann haben Katzen Knoten im Schwanz?) Wem das alles zu dünn ist, der kann zum Paddel greifen; einem Instrument mit einer breiten Auftrefffläche, das einem mehr oder weniger seltsam geformten Tischtennisschläger ähnelt. Ich habe diese Dinger allerdings in die Mottenkiste verbannt; sie können die Hautzellen dauerhaft schädigen und zu einer Lederhaut führen, die das Geknautsche der ältesten Handtasche im Schrank wie gebügelt erscheinen lässt. Eine weitere sehr schöne Spielart der Schlaginstrumente sind die Gerten. Hier tun es die stinknormalen Reitgerten aus dem nächsten Reitsportshop ebenso wie die speziellen schwarzen Gerten mit Unanständigkeitszuschlag aus dem SM-Laden. Die Gerten haben oft ein kleines Bändchen am Ende, das einen wirklich fiesen Schmerz verursacht; vor allem an der falschen Stelle. Den Umgang damit muss man beherrschen; oder man schneidet es einfach ab. Bequemer sind die Gerten mit den kleinen Lederklappen vorne, die auch recht gut die Folgen mildern und Striemen im Zweifel völlig verhindern. Allerdings ziehen sie halt auch nicht so gut …
Nun, wenn es mehr werden soll, kann man schließlich das Ganze auch einfach umdrehen und mit dem Griff zuschlagen. Die nächste Kategorie der Schlaginstrumente, die des Rohrstocks, hat viele Fans, die darauf und nur darauf schwören und alles andere mit Verachtung strafen statt mit einer Auspeitschung. Nein, die Stöckchen, die oft die schwächlichen Blumen in ihren Töpfen stützen, die sind im Zweifel aus Bambus und somit im Gegensatz zu den anderen, elastischen Rohrarten wie spanischem Rohr oder Rattan innen hohl, also nicht ganz das Richtige. Allerdings tun sie es auch; sogar sehr gut. Jedenfalls, solange man aufpasst, dass die Spitzen glatt sind oder nachgefeilt werden. Und – dass sie nicht splittern. Immerhin können sie jedoch dem Sub den Ansatz des Gefühls des dumpfen, heftigen, nachwirkenden Schmerzes vermitteln, das sich so sehr von dem brennenden Beißen einer Peitsche unterscheidet, ohne dabei gleich so sehr im kalten tiefen Wasser zu landen wie bei einem echten Rohrstock. Rohrstöcke gibt es einfach so, als schmucklose Stöcke. Auch damit kann man aber Staat treiben und Schnickschnack anbringen; einen Überzug aus Leder z.B. Wer das mag – bitte. Edler sieht es schon aus. Wem auch diese sehr intensive Schlagmacht nicht reicht, der legt den Rohrstock vor der Session über Nacht in Wasser (hoffentlich greift es das Leder nicht an, bei den eleganteren Teilen …) – das erhöht die Wirkung. Darüber hinaus kann man, wenn man seine Augen offen hält und im Hinblick auf die Gefahren ein wenig seinen Grips anstrengt, zum Auspeitschen alles Mögliche einsetzen, das auf Anhieb mit SM wenig zu tun hat. Einen Gürtel beispielsweise. (Nein – nicht mit der Schnallenseite zuschlagen! Oder vielleicht doch!?). Einen Kochlöffel, ein Pfannenmesser aus Holz oder Metall, eine Haarbürste. Den Teppichklopfer, falls irgendwo noch einer herumliegt und wirklich eine tüchtige Abreibung fällig ist. Seil. Brennnesseln (sofern man dicke Handschuhe besitzt und der Sub sie besorgt.) Elektrokabel, an denen alle gefährlichen Zusatzteile entfernt worden sind; ein sehr intensiver Schmerz. Ein Handtuch; womöglich nass. Und, und, und …
Wohin schlagen? Körperstellen und Zonen für Spanking Schläge
Ein klein wenig zumindest sozusagen “fachspezifische” Ahnung von Anatomie sollte man schon haben, bevor man sich an die erste Peitschensession wagt.
Es gibt sehr geeignete (1), geeignete (2), weniger geeignete (3) und völlig ungeeignete (4) Körperstellen, was ihre Landefähigkeit für das schlagende Leder angeht.
Auch hier muss jedes Paar wieder gemeinsam seinen eigenen Weg finden; durch viel Ausprobieren und mindestens ebenso viele Gespräche über die erlebten Empfindungen und aufgetretenen Probleme.
Einige allgemeine Fakten wäre es allerdings gut, gleich zu Anfang zu verinnerlichen. Gehen wir beim Körper von oben nach unten vor:
- Kopf
- Hals
- Oberkörper
- Brüste bei der Frau
- Rücken
- Arme
- Bauch, Unterleib
- Po
- Genitalien
- Beine
- Kopf
Nun, Ohrfeigen auf die Wangen sind ein sehr wirksames Strafmittel; jedoch nicht jedermanns Sache und ab einer gewissen Heftigkeit auch keineswegs ungefährlich. Die Folgen können vom Schleudertrauma reichen bis hin zu weit schlimmeren Verletzungen. Für alle Schlaginstrumente und an anderen Stellen ist der Kopf auf jeden Fall Kategorie (4): völlig ungeeignet.
Hals
Dasselbe gilt für den Hals, und zwar vorne wie hinten; der ist eigentlich schon nicht mehr Kategorie (4), sondern eher (6) von 4. Hier liegen so viele absolut empfindliche Sehnen, Nerven und Adern, auch ist die Halswirbelsäule keinesfalls aus Granit, so dass man nur sagen kann: Finger und Peitschen weg davon.
Oberkörper
Der Bereich oberhalb der Brust ist wegen der vielen Nerven und Knochen dort (4) – also Hände weg. Der Brustbereich selbst ist bei einem echten Mann natürlich haufenweise muskelbepackt, damit wenig gefährlich – und sehr reizvoll. Also (2). Wenn er einverstanden ist. Sonst soll er halt vorher ein wenig Body Building betreiben; oder man bringt ihn auf andere Weise an die Grenze seines Durchhaltevermögens …
Brüste bei der Frau
Hey, an alle Männer, die daran ihre Peitsche wetzen wollen – behandelt sie wenigstens nicht schlechter, als ihr euer bestes Stück behandelt haben wollt. Sie sind nämlich ebenso empfindlich. Es gibt keinen Beweis für die sich hartnäckig haltende These, dass Schläge auf die Brüste Krebs verursachen; auf jeden Fall können sie aber die Drüsen des Gewebes schädigen. Eine genaue Absprache tut hier dringend Not – die Kategorisierung kann von (1-) bis (4) reichen.
Rücken
Absolut tabu, also mindestens (4), sind die Nierengegend und der Bereich des Rückgrats. (Beide allerdings sind gleichzeitig bei vielen äußerst empfänglich für die sanfte Methode mit Händen und Fingernägeln.) Notfalls kann man ja einen breiten Gürtel als Schutz für die Nieren anlegen. Die Gegend der Schulterblätter ist angenehm leicht zu erreichen für den Top, und solange man flexible Schlagwerkzeuge einsetzt, die nicht bei einem harten, dumpfen Aufprall Schäden an den Knochen dort verursachen können, kann man sie als (2) oder sogar (1) einstufen. Besonders, wenn man zwischen Po und Schulterblättern wechselt, erfassen seltsame Schauer den gesamten Körper des beneidenswerten armen Opfers …
Arme
Was haben wir da – gut, die Ellbogen und die innere Kehle davon ist einzustufen als (4); hier sind die Gefahren zu hoch, dass Nerven/Sehnen/Adern geschädigt werden. Ober- und Unterarme können als (3) gelten. Interessant in diesem Bereich sind aber meistens ohnehin allenfalls die Handrücken, beispielsweise für Internats-Rollenspiele. Die Empfindsamkeit der Handgelenke und der Innenseite der Unterarme lässt sich mit anderen “Werkzeugen” wie Händen, Fingernägeln, Zähnen, Pinseln etc. viel tiefer ausschöpfen.
Bauch, Unterleib
Bedenkt man, wie viele Organe und Knochen hier ihr notwendiges Unwesen treiben, sollte man diese Gegend lieber unberührt lassen: (4). Eine Streichelpeitsche allerdings ist natürlich auch hier einsetzbar. Die Körperseiten der Hüften, an denen die Beckenknochen und viele Nerven direkt unter der Haut liegen, sind mehr als ungeeignet – sie sind äußerst gefährlich. Leider verirren sich gerade hierhin gerne die Ende der Peitschenstränge. Vor allem, wenn man das Auspeitschen noch nicht wirklich beherrscht.
Po
Ja, da sind wir doch mitten im besten Zielgebiet: (1++)! Nur sollte man sich auch bei noch so ausladenden Formen genau auf die Mitte konzentrieren (am besten stellt man sich dort zwei kleine Kreise vor, malt sie vielleicht sogar auf, die man zu treffen versucht. Ausrutscher nach unten sind schön fies und gemein, Ausrutscher zu den Seiten hin, den Hüften, ganz un-SM-mäßig schmerzhaft, und solche nach oben, in die Nierengegend, gefährlich.
Genitalien
Oh, oh; tja – was soll man dazu nun sagen? Natürlich sind diese Stellen ganz besonders empfindlich und damit reizvoll. Wen wundert’s … Andererseits ist die Haut hier sehr gut durchblutet, kann also leicht verletzt werden. Und angesichts des ganzen Krams, der im Unterleib direkt anschließend seine Aufgaben erfüllt, ist auf jeden Fall große Vorsicht angebracht. Und: Es kommt sehr auf den Partner, dessen Wünsche, Abneigungen und seine aktuelle Stimmung an. Die Kategorie reicht hier von (1-) bis (4). Leichtes Peitschen der Schamlippen, und die entsprechende Behandlung beim Mann (cbt – Cock and Ball Torture, also Schwanz- und Hodenfolter) kann allerdings ungeheuer faszinierend für beide sein. Wer nichts davon haben will, trägt am besten einen leichten String, vielleicht aus Leder. Der schützt den Intimbereich, ohne an den anderen Stellen wie besonders am Po irgendwie im Weg zu sein. Und reizvoll aussehen tut er auch noch.
Beine
Oberschenkel: Sie sind im Zweifel vorne und hinten sehr gut muskel- und fettbepackt, also geschützt. Ein ideales Terrain folglich: (1). Wer mit wenig Aufwand besonders intensive Wirkung hervorrufen will, konzentriert sich auf die Innenseite der Schenkel und den sehr empfindlichen Übergang zwischen Po und Bein. Das sind die Stellen für die ausgewachsenen Sadisten … Bei den Unterschenkeln haben wir einmal die Waden, ein eigentlich völlig reizloses Gebiet; allerdings vom Gewebeaufbau her immerhin eine (2) – insgesamt damit eine (3). Schienbeine, Knie und Kniekehlen sind auf jeden Fall tabu, (4). Die Knochen an den Füßen sitzen sehr dicht an der Oberfläche, es gibt wenig schützendes Fettgewebe – deshalb Vorsicht. Interessant sind hier ohnehin allenfalls die Fußsohlen für eine kleine Peitschenbehandlung. Diese kann dem einen willkommen sein; bei einem anderen weckt sie Mordgelüste. Also Kategorie (2) bis (4); je nach individueller Vorliebe.
Wie schlage ich richtig beim Spanking?
Auch Peitschen will gelernt sein. Außer den Anatomiekenntnissen braucht man schon ein bisschen Übung. Wie man diese Übung erlangt, darüber streiten die großen SM-Geister. Manche raten, die Schlagkraft und Zielgenauigkeit an toten Gegenständen (Sessel, Kissen mit Muster) zu versuchen, bis man sich etwas sicherer fühlt. Andere weisen, nicht ganz zu Unrecht, auf ein Problem bei dieser Vorgehensweise hin. Wer sich erst einmal daran gewöhnt hat, dass vom “Opfer” kein Protest kommt, ganz gleich, wie fest man an welcher Stelle zuschlägt, hat bei einer echten Session womöglich mit ziemlichen Umstellungsschwierigkeiten zu kämpfen. Jeder muss insofern für sich den geeignetsten Weg finden. Nur ein rein persönlicher Rat, auf den niemand hören muss: Zielgenauigkeit kann man auch mit leichten Schlägen üben; und ein devoter Partner sollte schon ein wenig Verständnis für die anfängliche zaghafte Unsicherheit zeigen, selbst wenn das seinem Drang nach Züchtigung nicht wirklich nachkommt. Außerdem kann er sich selbst dadurch schützen, dass er eine Stoffschicht zwischen sich und die Peitsche bringt. Meiner Meinung nach übt man deshalb am besten, jedoch mit aller Vorsicht, sofort mit dem – sinnvollerweise vielleicht voll bekleideten – Partner.
Und selbstverständlich sollte es eigentlich sein, dass man zumindest alle neuen Geräte, die man mit dessen Einverständnis an seinem Partner ausprobieren möchte, wenigstens am eigenen Unterarm oder Oberschenkel (unbedeckt von Kleidung natürlich) testet. Nicht zu zögerlich sein dabei! Im Zweifel holt man beim Partner ohnehin weiter aus, was die Wirkung des Hiebes enorm verstärkt. Nur indem man beim Selbsttest nicht schummelt, erhält man wenigstens einen groben Einblick in die Empfindungen, die man auslöst. Ein Wissen, das unverzichtbar ist, wenn eine Session für beide zum vollen Genuss werden soll. Wie sonst soll man die volle Kontrolle übernehmen, den Partner führen können auf diesem schmalen Grat zwischen Lust und Schmerz? Okay; ein geeignetes Schlagwerkzeug ist da, die Lust, es zu verwenden, auch, und den Partner hat bereits dieses merkwürdige Kribbeln überfallen, die Mischung aus Panik und Vorfreude. Damit er nicht mehr allzu viel Unsinn anstellen kann in diesem Zustand, fesselt man ihn am besten. Das verhindert das leidige Zappeln, das selbst größte Zielgenauigkeit zunichtemachen kann. Und das hilft ihm oft genug, sich in den Schmerz hineinfallen zu lassen, dem er ohne Fesseln vielleicht doch lieber entkommen möchte. Obwohl er weiß, dass nur das Fallenlassen das Tor zu diesem besonderen Zustand dahinter öffnet. Es ist einfach ein Reflex auszuweichen; einer, gegen den der Wille des Masochisten auszuhalten nicht immer ankommt. Die Fesseln jedoch geben ihm die Freiheit dazu, dem tieferen Wunsch nachzugeben statt dem unwillkürlichen Reflex. In welcher Haltung fesseln wir den Partner?
Nun, längere Zeit aufrecht stehen bleiben bedeutet für viele eine Qual; und SM soll ja schließlich Spaß machen … Außerdem ist es erheblich schwerer, ein vertikales Ziel richtig zu treffen. Deshalb empfehlen sich folgende Positionen: Bäuchlings auf dem Bett, mit den Beinen davor oder auch ganz liegend, vorgebeugt, mit dem Bauch oder dem Oberkörper auf eine Sessellehne gestützt, oder – das ist allerdings eher etwas für gelenkige Subs – die Hände an die Fußgelenke gelegt. Auch recht lange auszuhalten ist die sogen. Bankstellung; auf allen Vieren, vielleicht mit aufgelegten Unterarmen. Nur muss der Top sich dafür unter Umständen bücken, wenn er selbst etwas größer ist – das muss man sich überlegen. An sich sind der Fantasie auch hier keine Grenzen gesetzt, und man kann mit allen möglichen Haltungen experimentieren. Lediglich für den Anfang empfiehlt sich vielleicht tatsächlich das Liegen, damit keine zusätzliche Anstrengung den Sub von seinem Flug auf den Schwingen des Schmerzes ablenkt. Einen Knebel würde ich erst dann einsetzen, wenn man sich bereits sehr gut kennt. Anfangs kann dieser die ungeheuer wichtige Rückkopplung enorm erschweren und zu großem Stress führen. Denn selbst wenn ein “Safeword” in Form etwa eines Glöckchens vereinbart wurde, das der Sub fallen lässt, oder einer bestimmten Haltung des Kopfes – das reicht im Zweifel nicht, wenn man erst am Anfang des Wegs miteinander steht. Erstens ist die Gefahr von Missverständnissen zu groß, und zweitens sollte der Top nicht erst reagieren können, wenn praktisch schon alles zu spät ist. Deshalb ist er eigentlich immer auf eine konstante Kommunikation angewiesen. Die wortlos nur in einer sehr tiefen, engen, vertrauten Beziehung möglich ist. Diese konstante Kommunikation hat allerdings nicht nur den Zweck, physische oder seelische Verletzungen des Partners zu verhindern und auf möglicherweise gefährliche Stimmungsumschwünge umgehend eingehen zu können.
Sie ist auch ein notwendiges Instrument, um verantwortungsvoll die Kontrolle übernehmen zu können, in der die Aufgabe des dominanten Partners besteht. Wer Macht besitzen will, muss sie auch ausüben; er muss führen. Ich kann mich nicht aufschwingen, einen Menschen erotisch beherrschen zu wollen, und dann eine Situation einfach ihren Gang gehen lassen. Denn dadurch lasse ich den Partner allein. Führungslos. Er hat sich mir anvertraut – erweise ich mich dieses Vertrauens nun auch würdig. Führe ich ihn anhand der kleinen und großen Hinweise, die er mir gibt, geleitet von meiner Liebe zu ihm, meinem Instinkt, meinem Wissen, auf diesem reizvollen und gefährlichen Weg. Und diese Führung besteht nicht im Abspulen von 08/15-Techniken. Sondern im Finden der ganz besonderen Dinge, die den speziellen, individuellen Reiz unserer einzigartigen Beziehung ausmachen. Und nun was? Und wie? Einfach drauflos schlagen, auf die als (1) oder (2) kategorisierten geeigneten Stellen?
Wohl kaum. Nun ist es natürlich kaum möglich, in einem knappen Artikel mit wenigen Worten die Technik des Peitschens zu vermitteln. Deshalb hier nur ein paar Hinweise und Anregungen, die viel Übung mit vorausgehenden und nachfolgenden Gesprächen und notfalls auch einen richtigen Workshop nicht ersetzen, in dem man die Praxis so lernt, wie dies am sinnvollsten ist: Praktisch nämlich, unter erfahrener Anleitung.
Die beste Inspiration dafür, wo und wie man beginnt, gibt oft ein ausführliches Gespräch mit dem Partner. Wer ein bisschen sensibel ist, und wem es gelingt, durch Zärtlichkeit und eigenen Mut die Schamschwelle zu überwinden, die einer solchen Unterhaltung oft im Wege steht, der merkt schon, was den Partner am ehesten reizen und erregen könnte. Nur, Vorsicht – gerade Anfänger auf der devoten Seite unterschätzen häufig die Wirkung der realen Hiebe und überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten, etwas zu ertragen. Ein noch so bittend vorgetragener Wunsch ist keine Entschuldigung für Verantwortungslosigkeit. Schließlich wissen wir Tops ja meistens alles besser … Mir ist es am wichtigsten, dass eine Session nicht nur aus Hieben besteht. Wäre ja auch gähnend langweilig – für beide. Wanderschaften von Fingernägeln, Federn, oder auch, ganz sanft, des Peitschenstiels, eine kleine Massage oder eindeutigere Zweideutigkeiten sind in der Regel viel faszinierender. Gerade das Einreiben mit Massage- oder Babyöl z.B., das die Haut schützt und Striemen verhindert bzw. verringert, kann eine wunderschöne Einleitung für eine Session sein, ebenso wie die Wiederholung dieser Tätigkeit mittendrin eine angenehme Abwechslung. Aber das muss jeder selbst herausfinden, was ihm und dem Partner am meisten bringt. Auch gerade eine ausschließliche Peitschensession mit langsamer Steigerung kann den Partner über die Schwelle zwischen Schmerz und Genuss tragen – und so für seine Befriedigung ebenso sorgen wir für die des Doms. Nicht, dass wir dominanten Herr- und Damenschaften nun Dienstleister wären; ganz im Gegenteil. Aber das geschafft zu haben, ist dann doch schon etwas ganz Besonderes.
Und wann legen wir nun endlich los? Jetzt. Allerdings: Ganz langsam und behutsam. Es gibt nichts Schlimmeres für den devoten Partner als ein zu überraschender zu heftiger Schmerz. Wer auf die Reaktionen achtet, die er hervorruft, bekommt es schon mit, wann eine Steigerung angebracht ist, eine Verschärfung, gleichbleibende Regelmäßigkeit, eine kleine Rücknahme oder sogar eine Pause. Mit etwas Übung und Geschick kann man hier zu einer Art gemeinsamem Rhythmus finden. Mit Reitgerten kann man nur aus dem Handgelenk heraus eine ziemliche Wirkung erzielen, wenn man abwechselnd von oben nach unten bzw. von rechts nach links und jeweils umgekehrt schlägt, da die Flexibilität des Leders den Effekt erhöht. Treffsicherheit ist dabei nicht allzu schwer zu erzielen. Etwas mehr Anstrengung fordert das eigentliche Peitschen. Das muss schon aus dem ganzen Arm heraus kommen. Der Griff sollte nicht zu fest, nicht verkrampft gefasst werden, und die gesamte Haltung aufrecht sein, stabil – aber entspannt. Und die Orte unserer schmerzvollen Sehnsucht sind am besten sehr bequem erreichbar; es macht sich irgendwie nicht so gut, wenn der Hieb gleichzeitig eine gymnastische Verrenkung erfordert. Die Hand dreht sich nach außen, während der Arm Schwung holt. Die Gefahr bei den Peitschensträngen ist, dass sie sehr demokratisch sind. Nur selten halten sie einig zusammen. Eine schnelle Aktion behebt dieses Problem weitgehend; ebenso wie das andere, noch unangenehmere, dass die Enden der Stränge sich an den Körperseiten austoben. Bisher habe ich noch niemanden getroffen, der das mochte; Schmerzgeilheit oder nicht. Es hilft auch, wenn man vor dem Schwungholen die Stränge durch die freie Hand gleiten lässt; das glättet sie und hält sie länger zusammen. Verwirren sich die Stränge, kann man sie zwischendurch ausschütteln.
Sinnvoll ist eine erste leichte Übung als eine Art “Anpeilen”. Auch hier kann man von links nach rechts, von oben nach unten und jeweils umgekehrt ausholen, und wie beim Tennis Vorhand- oder Rückhandschwung nutzen. Sehr reizvoll sind aber auch Schwünge in Form einer Acht, in denen all das zusammengebracht wird. Und nicht immer an derselben Stelle zuschlagen; das ist nicht die Form der Steigerung, die dem “Opfer” Freude machen wird. Es wird danach eher zwischen Tränen des Schmerzes gelangweilt gähnen. Beim Rohrstock sollten die Schläge nicht zu schnell hintereinander kommen. Sonst unterbricht man das Vergnügen der gewaltigen Nachwirkung jedes einzelnen … Die durch den Schlag zusammengepresste Haut schmerzt nämlich später noch einmal mächtig, wenn die Nervenzellen ihre alte Position wieder einnehmen; und dieser Schmerz strahlt aus. Nehmen wir uns nicht das Vergnügen, diesen Vorgang zu genießen. Denn für das Vergnügen, für unseres und das unseres Partners, machen wir uns doch schließlich die ganze Mühe …